Community Spotlight: Im Gespräch mit “nordrheintvplay”

8. Mai 2020

Wir möchten unsere Community kennenlernen. Nicht nur die Großen und Bekannten auf YouTube, die ihr bereits kennt und mögt, sondern auch die aufsteigenden oder gar Fans abseits der Öffentlichkeit. Ganz egal, ob sie unterhaltsame Videos produzieren, Mod-Inhalte erstellen oder einfach nur eine persönliche und einzigartige Geschichte zum Landwirtschafts-Simulator zu erzählen haben - hier lernt ihr sie kennen!

In der deutschsprachigen Community des Landwirtschafts-Simulators ist vermutlich jeder schon einmal auf die Videos von dem Mann mit der angenehmen Radiostimme gestoßen: Ansgar aka nordrheintvplay. Ansgar ist begeistert von nahezu jeder Art von Simulation. Ganz vorn dabei natürlich der Landwirtschafts-Simulator. Im Interview erzählt er uns mehr über seine Begeisterung für das Genre und den immensen Aufwand, der hinter seinen Videos steckt.

Wer ist Ansgar aka nordrheintvplay?


Vor mehr als sieben Jahren hat Ansgar seinen Kanal "nordrheintvplay" gegründet. Rund 4.500 Videos hat er seitdem auf seinem Kanal hochgeladen und mehr als 300.000 Abonnenten schauen ihm zu, wie er regelmäßig hinter dem Steuer von Traktoren, Lastkraftwagen, Bussen, Zügen und anderen Fahrzeugen und Maschinen Platz nimmt. Lasst uns ohne viele Worte direkt ins Interview einsteigen...

Hallo Ansgar! Erzähl für alle, die dich noch nicht kennen, ein wenig über dich. Was machst du abseits von deinen bekannten YouTube-Videos? Und wie kam nordrheintvplay zustande?

Ansgar: Neben YouTube studiere ich an einer Uni im Ruhrgebiet. Ansonsten bleibt nur wenig Zeit, die ich dann gerne ohne Computer und Bücher verbringe. Aber ich studiere gern und liebe YouTube. Der Kanal nordrheintvplay entstand während meiner Schulzeit. Ich betrieb den Technik-Kanal nordrheintv und wollte mit einem Freund zusammen auch Spiele, Simulationen, zeigen. Es lag nahe, einen Gaming-Channel zu eröffnen, der binnen weniger Jahre den Technikkanal überholte und bis heute einen Heidenspaß bereitet. 

Was würdest du jetzt gerade tun, würdest du keinen erfolgreichen YouTube-Kanal führen? Und wie oft wurdest du schon auf die Radiotauglichkeit deiner Stimme hingewiesen?

Ansgar: Ob der Kanal “erfolgreich” ist, liegt immer im Auge des Betrachters, im Vergleich zu großen Gaming-Kanälen auf YouTube ist nordrheintvplay vermutlich ziemlich klein und unerfolgreich. Hätte ich keinen YouTube-Kanal, würde ich mich vermutlich voll auf das Studium konzentrieren und hätte in ein paar Monaten meinen Master in der Hand, um anschließend im Job durchzustarten. Jedenfalls rede ich mir das gern ein.

Aber ehrlich gesagt glaube ich, dass ich mir stattdessen irgendetwas anderes aufgebaut hätte. Ich würde vielleicht Imagefilme für Unternehmen machen - so etwas habe ich während meines Abiturs schon gemacht - oder parallel zum Studium für eine Zeitung arbeiten. Der ganze Medienzirkus hat mich schon immer gereizt, insofern wäre ich bestimmt irgendwo reingerutscht. Auf eine “Radiotauglichkeit” wurde ich bislang, glaube ich, noch nicht hingewiesen. 

 

Mit deinem Kanal hast du dich voll und ganz auf Simulationen spezialisiert. Woher kommt die Begeisterung für das Genre? 

Ansgar: Ich fand Simulationen immer spannend. Feuerwehr, Polizei, LKW und Traktor haben mich - wie Millionen andere Simulationsspieler vermutlich auch - bereits als Kind begeistert und so ganz habe ich die Freude an bulligen Motoren, Blaulicht und abgefahrenen Jobs nicht verloren.

Simulationen geben einem ja zumindest virtuell die Möglichkeit, in diese Jobs reinzuschauen und ansatzweise nachzuerleben, welche Herausforderungen auf dem Feld entstehen, wie riskant es sein kann, mit dem Truck über die Straßen zu fahren, welche Entscheidungen die Feuerwehr in Sekundenschnelle treffen muss und was alles hinter dem Steuer eines Zuges zu beachten ist.

Besser als jedes Spiel ist natürlich meist die Realität - daher bin ich sehr dankbar, dass ich mir viele der in Simulationen abgebildeten Jobs schon einmal in der realen Welt anschauen durfte. Aber für den Feierabend oder neben einem themenmäßig völlig anderen Job/Studium lernt man viel in Simulationen und kann im Multiplayer auch durchaus lustige Stunden erleben. 

Hast du einen persönlichen Bezug zur Landwirtschaft oder wurde der dadurch erst hergestellt? 

Ansgar: Einen persönlichen Bezug zur Landwirtschaft habe ich kaum. Ich bin weder auf einem Bauernhof groß geworden, noch gibt es in meiner Familie Landwirte. Jedenfalls von den Personen, die ich noch kennenlernen konnte. Allerdings bin ich zwischen zwei großen Städten in Dorfatmosphäre groß geworden. Die nächsten Ackerflächen sind 300 Meter von dem Haus meiner Eltern entfernt, insofern sieht man da oft die Trecker über die Straßen heizen, riecht die sprichwörtliche “Landluft” und erlebt die Probleme und Erfolge der Landwirte mit.

Was fasziniert dich denn besonders am Landwirtschafts-Simulator? 

Ansgar: Der Landwirtschafts-Simulator ist seit jeher das Flaggschiff der Simulationen. Alleine die Tatsache, dass er einer der ersten Simulatoren war und bis heute ultra erfolgreich ist, finde ich faszinierend - vor allem bei dem Thema, das einem zunächst ja nicht allzu populär erscheint. Er hat über die Jahre starke Veränderungen durchlebt und wartet heute mit einer unglaublichen Zahl von Maschinen und Geräten auf, weil den Rufen der Spieler nach Marke XY immer Folge geleistet wurde. Das finde ich beachtlich.

Großen Respekt habe ich aber vor allem vor allen Moddern, die den Landwirtschafts-Simulator durch ihre kostenlosen Mods auf ein ganz neues Level heben. Man bedenke etwa die Map Hof Bergmann, die einem das Herstellen von Honig, die Kälber-Aufzucht oder das Brotbacken ermöglicht. Andere Modder bauen ihre Heimat fast Haus für Haus nach und erschaffen dadurch ultra realistische Karten für den Landwirtschafts-Simulator.

Ansgar: Hinzu kommen Traktor-Modifikationen, die den Traktor realistisch im frisch gepflügten Feld sinken lassen, Spielern ein Schlauchsystem für Wasser und Gülle zur Verfügung stellen, Matsch auf Karten verbauen, Produktionen mit riesigen Script-Sammlungen erstellen, neue Traktoren, Drescher, Autos, Baustellenfahrzeuge und und und in das Spiel bringen.

Die fast unendlichen Möglichkeiten, etwa die Option, das Spiel durch Mods genau so zu spielen, wie man selbst das möchte, fasziniert mich - denke ich - am meisten. Realistisch oder mit 12 Anhängern, alleine, mit Courseplay oder im Multiplayer... Offen gestanden bin ich den Moddern auch äußerst dankbar, dass sie viel Zeit mit Scripts und in 3D-Programmen verbringen, um all die Modifikationen zu erstellen. 

Aporpos Mods: Strohbergung von Creative Mesh ist ja kürzlich kostenlos im Modhub erschienen. Was sagst du zu dem umfangreichen Addon? 

Ansgar: Das Addon finde ich großartig! Es bringt nicht nur eine neue Verarbeitungsmöglichkeit für Stroh und Heu in den Landwirtschafts-Simulator, sondern bietet auch noch Maschinen mit einem sensationellen Qualitätsanspruch - und das im LS19 sogar kostenlos! Im LS17 fand ich es trotz der hohen Qualität und der neuen Möglichkeit etwas zu teuer, das macht das Team durch das Angebot im LS19 aber wieder mehr als wett. Sowohl Team als auch Produkt sind klasse. 

Wie gehen YouTuber wie du mit den aktuellen Ausgangsbeschränkungen um? Wirkt sich die Situation auf euch und eure Content-Erstellung aus? 

Ansgar: Also ich kann nur für mich sprechen, unter den YouTubern und Streamern gibt’s sicherlich auch welche, die das anders handhaben als ich. Ich versuche mich so gut es geht an die Regeln zu halten, vermeide unnötigen Kontakt und hoffe, wie wir alle, dass der ganze Mist irgendwann vorbei ist und wir wieder ein normales Leben führen können. Auf mich wirkt sich die Situation weder positiv noch sonderlich negativ aus.

Sachen wie eine Einweihungsparty nach meinem Umzug gehen halt nicht, Freunde treffen ist so auch nicht mehr möglich - aber mit dem Wissen, dass das alles irgendwann ein Ende hat, habe ich mich mit der Situation arrangiert. Bis auf das etwas holprig gestartete Online-Semester und die privaten Einschränkungen hat sich bei mir Gott sei Dank auch wenig geändert, weil ich von Zuhause arbeiten kann. Achtung habe ich vor allem vor Familien, die nicht mehr wie gewohnt arbeiten und leben können - sei es wegen der Arbeit und Kinderbetreuung auf engem Raum oder finanzieller Einschränkungen.

Aktuell merkt man meines Erachtens durch die Kommentare, Aufrufe und Mails oder Instagram-Nachrichten schon, dass viele Menschen Zuhause sind - insbesondere, dass aktuell vielerorts die Schulen geschlossen sind. Umso mehr freut es mich, dass ich durch meine Videos offenbar eine Art Unterhaltung bieten kann.

Ganz bestimmt! In der Herangehensweise der Produktion dürfte das eher zu spüren sein, oder?

Ansgar: Für die Content-Erstellung hat das starke Konsequenzen. Let’s Plays können natürlich weiterhin produziert werden, aber alle Videos, in denen ich Simulationsthemen in der Realität ausprobiere, wurden natürlich erst einmal abgesagt. Und auch an den Streams der Farming Simulator League nimmt einem die aktuelle Situation natürlich etwas die Freude.

Das Kontaktverbot beachtend ist man während des Aufenthalts in Erlangen und bei der An- und Abreise stets darauf bedacht, die Regeln und Empfehlungen zu befolgen. Keine Bahnfahrten, kein Hotel, kein gemeinsames Essen mit den Stream-Kollegen, die man ein-, zweimal im Jahr trifft - aber verglichen mit den Opfern, die andere in dieser Krise bringen müssen, ist das natürlich alles völlig unerheblich. Die FSL findet nach wie vor statt und ich freue mich auf spannende Turniere.

Vieles findet aktuell natürlich virtuell statt. Virtuellen Kontakt pflegst du auch mit Rollenspiel-Formaten. Worin liegt der Reiz darin und wie kommt es bei den Zuschauern an?

Ansgar: Explizites Roleplay sieht man eigentlich nur bei FarmerTown. Für mich als YouTuber bietet es die Möglichkeit, neben “technischen” Dingen - was sähen wir an, welche Maschinen kaufen wir, welche Felder werden gebraucht und wie soll der Hof aussehen - auch zwischenmenschliche Stories im Landwirtschafts-Simulator darzustellen. Drama und Freude geben dem Landwirtschafts-Simulator eine neue Facette, die viele Zuschauer offenbar lieben. 

Als wir mit DjGoHam sprachen, sagte er, europäische Fans/Zuschauer bevorzugen verstärkt realistische Inhalte und US-Spieler vor allem rollenspielartige - kannst du da zustimmen?

Ansgar: Keinesfalls. Ich kenne mich mit den amerikanischen YouTubern nicht so aus, ich glaube, ich kenn nur “The squad”, kann aber für den europäischen und insbesondere den deutschen Raum sagen: Die Zuschauer lieben Realismus, aber sie lieben auch Roleplay.

Mein englischer Kollege Daggerwin hat seit vielen Jahren das LS19 Survival-Projekt. Nach meinem Empfinden und er sagt es auch selbst, ist es ein Roleplay-Projekt und außerdem, zurecht finde ich, ultra beliebt. Und um ehrlich zu sein, hat es mich damals auch zu FarmerTown inspiriert. Seine Art des Roleplays ist zwar sicherlich eine völlig andere als meine, aber seit Jahren ist es eines der Lieblingsprojekte seiner Zuschauer. Und bei mir sieht es ähnlich aus.

XXL-Farm oder allgemein LS-Gameplays erreichen auf meinem Kanal zwar hin und wieder höhere Klickzahlen, aber kein Format wird so stark diskutiert wie FarmerTown. Ich finde es klasse, dass die Zuschauer mitdiskutieren, Vermutungen anstellen und nicht zuletzt bei der Story mitfiebern.

Es kann sein, dass Realismus hierzulande einen höheren Stellenwert als in den USA hat. Faszinierend sind etwa die Videos des Kanals “Agrarplay”, die ja viel Wert auf Realismus legen, aber Roleplay ist hier glaube ich nicht minder beliebt. 

Wie dürfen wir uns das hinter den Kulissen vorstellen? Welcher Aufwand ist mit solchen Projekten und deinen Videoproduktionen verbunden? 

Ansgar: Also hinter meinen Videos steckt mittlerweile ein immenser Aufwand. Deshalb ärgere ich mich auch manchmal über Kommentare wie “YouTuber XY bringt auch 10 Videos am Tag raus, wieso schaffst du das nicht?”.

Ich habe mich im Laufe der Jahre dazu entschieden, nicht mehr Videos “von der Stange” zu produzieren. Das klingt despektierlicher als es gemeint ist, aber statt normalen “Start-Stopp”-Aufnahmen lege ich einen stärkeren Fokus auf “das Besondere” und lade insgesamt weniger hoch. Bei mir kann es durchaus vorkommen, dass ein, zwei Tage kein Video erscheint, weil ich meine Projekte gut vorbereite: Ich spiele viel vor, teste Mods und Funktionen, die ich später zeigen will, informiere mich manchmal bei Leuten mit Expertise über einzelne Features und meistens schneide ich auch selbst.

Dafür braucht man ein Händchen. Für ein gutes Resultat mit spannender Geschichte, netter Musik und guten Bildern aber auch viel Zeit. Und wenn in einer Folge dann mal etwas völlig schief geht und sie keine Unterhaltung bieten kann, langweilig oder frustrierend ist, landet sie auch schon mal in dem Papierkorb. Damit setze ich mich natürlich selbst unter Druck, aber am Ende schaue ich mir öfters Videos an und denke mir: Jo, ist gut geworden. In Zeiten, in denen ich einfach ein Video nach dem anderen aufgenommen habe, habe ich mir die Videos meist nicht mehr angeschaut, sondern nur noch hochgeladen.

Da muss aber jeder seinen Weg finden. Die Videos von Randy (Sachsenletsplayer) und Werner (Burning-Gamers.de), die oft auch “nur” Start-Stopp-Aufnahmen sind, finde ich zum Beispiel auch klasse und oft witzig, charmant oder interessant, aber mich persönlich hat das Prinzip bei meinen Aufnahmen nicht mehr glücklich gemacht. Aber beide Video-Formen haben ihre Daseinsberechtigung.

Ganz kurz: deine absolut essentiellen Lieblings-Mods für Farming Simulator 19?

Ansgar: Uff, das kann ich unmöglich sagen. Es gibt eine Reihe an Mods, die ich klasse finde, aber persönliche Favoriten nenne ich besser nicht. 

Gibt es etwas, das du noch mitteilen möchtest? Etwa künftige Projekte, auf die man sich freuen darf? 

Ansgar: Ohja, da kommt noch einiges. Aber es wäre ja langweilig, wenn ich schon alles verraten würde - im Laufe des Jahres starten noch einige Projekte, bei denen ich mir sicher bin, dass sie viele unterhalten und/oder erfreuen werden. 

Vielen Dank für das Interview! Zum Abschluss ein paar nette Worte an die Community und deine Fans? 

Ansgar: Vielen Dank an jeden, der meine Videos schaut, kommentiert und bewertet, Danke an jeden, der mich kritisiert oder mir Verbesserungsvorschläge macht und danke an jeden Partner, mit dem ich über die Jahre zusammenarbeiten durfte. 

Entdecke die Kanäle von nordrheintvplay!


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